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Diese Website wird seit Januar 2020 nicht mehr systematisch aktualisiert. Für aktuelle Informationen zum Thema Sucht in der Schweiz empfehlen wir die Websites Zahlen und Fakten sowie das Schweizer Monitoring-System Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (MonAM).
Amphetamine, Ecstasy und ähnliche Stimulanzien

Überblick

Gegenwärtige Situation

Amphetamine, Methamphetamine und Ecstasy sind synthetische Substanzen mit einer stimulierenden Wirkung auf das Zentralnervensystem.

Gebrauch von Amphetaminen und amphetaminähnlichen Substanzen in der Schweizer Wohnbevölkerung
Die für die Wohnbevölkerung ab 15 Jahren repräsentative CoRolAR-Befragung enthält eine offene Frage zum Gebrauch verschiedener illegaler Substanzen wie LSD, Ecstasy, Speed oder Ketamin in den letzten 12 Monate vor der Befragung. Detaillierte Fragen zur Gebrauchsprävalenz von Ecstasy waren in der CoRolAR-Befragung zwischen Januar und Juni 2016 integriert, und zusätzlich zwischen Juli und Dezember 2015 zum Gebrauch von Speed und anderen Amphetaminen. Insgesamt gaben 0.5% der Befragten einen Gebrauch von Ecstasy und 0.8% eine Einnahme von Speed oder anderen Amphetaminen innerhalb der letzten 12 Monate an. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung entspricht die Anzahl der Personen mit Ecstasygebrauch in den letzten 12 Monaten etwa 36'000 Personen, die Anzahl mit Gebrauch von Speed oder anderen Amphetaminen etwa 27'000 Personen. Der Gebrauch von anderen psychostimulierenden Substanzen wie Methamphetamin und Dexedrine wurde nur von einer geringen Anzahl Personen erwähnt (weniger als 0.06%). Eine Unterschätzung dieser Zahlen kann aber insofern nicht ausgeschlossen werden, als strafrechtlich und sozial sanktionierte Handlungen im Rahmen von telefonischen Befragungen verschwiegen werden können.

Männer gaben häufiger einen Gebrauch dieser Substanzen in den letzten 12 Monaten an als Frauen (Männer: 0.8% für Speed und andere Amphetamine und für Ecstasy; Frauen: 0.7% für Speed und andere Amphetamine, 0.3% für Ecstasy). Der Gebrauch dieser Substanzen in den letzten 12 Monaten betrifft hauptsächlich die Befragten zwischen 20 und 44 Jahren und ist bei den 20- bis 24-Jährigen am höchsten (Speed: 3.0%, Ecstasy: 2.5%).

Nach den Ergebnissen der HBSC-Befragung 2018 gaben ungefähr zwischen 1% und 2% der 15-Jährigen an, mindestens einmal in ihrem Leben Amphetamine oder ähnliche Stimulanzien genommen zu haben.

Schwellen des Problemgebrauchs
Die problematischen Auswirkungen des Gebrauchs von Amphetaminen oder Ecstasy auf die Gesundheit variieren je nach individuellen Voraussetzungen, Dosierung, Häufigkeit der Einnahme, gleichzeitigem Gebrauch von anderen Substanzen sowie der Art und den Umständen der Einnahme (Pagliaro 2012; Barceloux 2012). Der Ecstasygebrauch wird mit physischen und psychischen Folgen in Zusammenhang gebracht (Krampfanfälle, Hyperthermie, Herzprobleme, kognitive Probleme, Gewichtsverlust), ohne dass ein problematischer Schwellenwert klar definiert wäre (Marlatt 2012; Pagliaro 2012; Barceloux 2012). Ebenso kann Amphetamingebrauch sowohl mit physischen als auch psychischen Problemen wie Abhängigkeit, Neurotoxizität und dem Risiko von HIV-Infektionen durch Injektionen in Verbindung gebracht werden (EBDD 2011; EMCDDA 2010; UNODC 2003). Selbst unter Berücksichtigung des aktuellen Wissensstandes ist es schwierig, einen Grenzwert zu bestimmen.

Entwicklung und Tendenzen

Allgemeine Gebrauchtrends
Nur die Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB) umfassen Daten zur Entwicklung des Ecstasygebrauchs in der Gesamtbevölkerung. Aufgrund unterschiedlicher Fragegestellungen in der SGB und der CoRolAR-Befragung ist es nicht möglich, diese beiden Datenquellen direkt zu vergleichen. Zwischen 1997 und 2007 scheint der Anteil aktuell Gebrauchender bei den 15- bis 39-Jährigen gesunken zu sein (1997: 0.4%, 2007: 0.2%), aber aufgrund der geringen Anzahl von Befragten mit aktuellem Gebrauch (weniger als 30 Personen) sollten die Resultate mit Vorsicht interpretiert werden. Da ausserdem die Fragen bezüglich dieser Substanz in der SGB-Befragung 2012 geändert wurden, ist es nicht mehr möglich, die Entwicklung beim aktuellen Gebrauch zu verfolgen. Betreffend die Lebenszeitprävalenz kann zwischen 1997 und 2012 bei den 15- bis 39-Jährigen eine deutliche Zunahme beobachtet werden (1997: 2.2%, 2002: 2.2%, 2007: 3.6%, 2012: 5.1%). Eine Kumulierung bei der Lebenszeitprävalenz ist hier jedoch wahrscheinlich. Tatsächlich müsste der Anteil der Personen, die angeben, Ecstasy im Laufe ihres Lebens genommen zu haben, von einer Befragung zur nächsten logischerweise ansteigen, das heisst die berichteten Erfahrungen müssten auch im Rahmen nachfolgender Befragungen erscheinen und zu den neuen Kohorten hinzukommen.

Entwicklung der Verzeigungen wegen Verstössen gegen das BetmG
Gemäss den Daten der Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) erreichte die Anzahl der Verzeigungen für einen Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz wegen Konsums von Ecstasy 1996 einen Höhepunkt. Nach einer Abnahme der Anzahl der Verzeigungen bis 2003 und einer relativ stabilen Phase im Anschluss, steigt sie seit 2010 wieder an. Im Gegensatz dazu nahm die Anzahl der Verzeigungen wegen Konsums von Amphetamin und Methamphetamin stetig zu. Seit 2009 ist die Anzahl der Verzeigungen wegen Gebrauchs von Amphetamin häufiger als die wegen Ecstasygebrauchs.

Vergleiche mit Nachbarländern
Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) weist darauf hin, dass die 12-Monatsprävalenz des Amphetamingebrauchs unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15- bis 34-Jährige) seit 2000 in den meisten europäischen Ländern ziemlich stabil ist. In dieser Altersgruppe deuten die Ergebnisse insgesamt auf einen stabilen oder steigenden Gebrauch von Ecstasy in Europa hin (EBDD, 2019). Gemäss den letzten zur Verfügung stehenden Daten ist die Situation zwischen der Schweiz und den umliegenden Ländern vergleichbar.

Indikatoren der Problemlast

Spezialisierter Behandlungsbereich
Die Indikatoren der Problemlast deuten auf eine relativ geringe Anzahl an Behandlungen wegen Gebrauchs von Stimulanzien wie Amphetaminen oder Ecstasy hin. So machen nach den Daten des Monitoringsystems act-info im Bereich der Behandlung und Betreuung von Suchtproblemen in der Schweiz die Eintritte wegen eines Hauptproblems mit Amphetamin- oder Ecstasygebrauch, im Vergleich mit anderen illegalen Substanzen wie Kokain oder Heroin, nur einen geringen Anteil aus (2017: 0.6%).

Hospitalisierungen
Darüber hinaus zeigt die Medizinische Statistik der Krankenhäuser, dass der Anteil der Hauptdiagnosen im Zusammenhang mit einer Intoxikation oder Abhängigkeit von Stimulanzien (ohne Kokain) zwischen 1999 und 2008 stabil auf einem niedrigen Niveau geblieben ist (zwischen 0.1 und 0.5 Fälle auf 100'000 Einwohner). Sekundäre Diagnosen einer Abhängigkeit von Stimulanzien sind, mit einem Höchstwert 2008 (1.9 Fälle auf 100'000 Einwohner), häufiger als Hauptdiagnosen. Schliesslich bleibt festzustellen, dass das Bundesamt für Statistik seit 2001 keinen einzigen Todesfall wegen des Gebrauchs von Stimulanzien (ohne Kokain) verzeichnet hat.

Soziale Kosten
Es gibt keine Schätzung der durch den alleinigen Gebrauch von Amphetaminen und anderen Stimulanzien verursachten sozialen Kosten. Nach einer in der Schweiz durchgeführten Studie beliefen sich die sozialen Kosten durch illegalen Drogengebrauch im Jahr 2000 auf etwa 4.1 Milliarden Franken (Jeanrenaud et al., 2005). Der Anteil, der den Stimulanzien (ohne Kokain) zugeschrieben werden kann, liegt höchstwahrscheinlich hinter demjenigen für Opioide, Kokain und Cannabis.

Resümee
Zusammenfassend scheinen Erfahrungen mit Stimulanzien wie Ecstasy oder Amphetaminen in der Bevölkerung ähnlich häufig vorzukommen wie jene mit Kokain und deutlich häufiger als jene im Zusammenhang mit Heroin, Probleme im Zusammenhang mit Ecstasy oder Amphetaminen dagegen stellen sich als weniger bedeutend heraus. Auch wenn direkte Hinweise fehlen (keine Daten zur Häufigkeit des Gebrauchs), scheint es wahrscheinlich, dass diese Substanzen in der Schweiz nur sporadisch eingenommen werden und sich deswegen nur selten eine Abhängigkeit und damit einhergehende Probleme entwickeln.
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